In dieser Reihe möchte ich Pflanzen aus unserem Garten vorstellen, die eher selten in Gärten anzutreffen sind. Beginnen möchte ich mit der

Eselsdistel (Onopordum acanthium)

DSC_0724_(1024_x_768)Die Eselsdistel kann man auch als eine der Königinnen des Garten betrachten, denn allein von ihrem Habit ist sie eine überaus beachtliche und sehr stattliche Pflanze. Mit ihren imposanten Wuchshöhen von 0,5 bis 3 Metern und Pflanzendurchmessern von 1,5 Metern gibt sie schon was her. Ein sonniger Platz ist für die zweijährige, krautige Pflanze ideal. Im ersten Jahr wird nur eine Blattrosette gebildet. Im zweiten Jahr dann entfaltet sie ihre ganze Pracht. Ihre Oberfläche ist mit lockeren und spinnwebartigen Haaren bedeckt, wodurch eine Totalreflexion des Lichts entsteht und die Pflanze ein dicht grau-weißfilziges Erscheinungsbild hat. Ihre bis über 1 Meter langen Laubblätter sind eiförmig, kurz gezähnt oder fiederteilig, wellig und dornig. Die breit herablaufenden Ränder bilden am Stängel dornige Flügel.

Die Eselsdistel stammt ursprünglich aus submediterran-kontinentalen Gebieten Europas und Kleinasiens. Bei uns ist sie nur ruderal, d.h. an Wegesrändern und anderen gestörten Plätzen anzutreffen. Mein erstes Exemplar fand ich bei einer Exkursion auf einer Schutthalde – und ihre anmutige Schönheit hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck. Und nicht nur, denn bei Schmetterlingen, Bienen und anderen Insekten ist sie wegen ihres Nektars eine ausgenommen beliebte Pflanze.

DSC_0726_(1024_x_768)Nützlich für den Menschen ist die Distel im Bereich der Nahrungsmittel, Medizin und ihrer Fasern wegen.
Die Blütenkörbchenböden und -körbchen lassen sich wie bei der Artischocke als Gemüse zubereiten; die Stiele können (geschält) ähnlich wie Spargel oder Rhabarber in Wasser gekocht werden; Blätter und junge Pflanze können nach Entfernen der Stacheln gekocht werden (Ernte bevor die Blüten sich entwickeln); die Blütenblätter können anstelle von Safran zum Färben und Würzen von Speisen verwendet werden, und aus den Samen kann man essbares Öl gewinnen.
Die Samen enthalten 25% Öl. Dieses Öl wird auch für Öllampen benutzt. Die Haare an den Stielen werden gelegentlich gesammelt, um Kissenfüllungen daraus zu machen.

Aber allein schon der Anblick auf ausgesuchten Plätzen im Garten, kann der ganzen Anlage einen edlen, um nicht zu sagen königlichen Anblick verleihen. Nicht umsonst ist diese Pflanze seit dem 13. Jahrhundert Wappenpflanze Schottlands und der Stewarts, da durch ihre Stacheln ein heimlicher Nachtangriff barfüßiger Wikinger entdeckt wurde und abgewehrt werden konnte. Der Distelorden (Order of the Thistle) ist Schottlands ältester und höchster Orden. Die Eselsdistel befindet sich auch als Abbildung auf der Rückseite der 1-Pfund-Münzen, die 1984 & 1989 geprägt wurden. Auch heute ist die Eselsdistel in vielen englischen Gärten eine gerne gesehene Attraktion.

Ein kleiner Tipp aus der Praxis zuletzt. Die Pflanze mag es nicht, wenn sie im fortgeschrittenen Alter verpflanzt werden soll, da sie sehr tiefreichende Wurzeln ausbildet. Wenn also im Frühjahr die ersten Jungpflanzen aus dem Boden kommen, sollten diese rasch an einen geeigneten Ort im Garten verpflanzt werden, wo sie dann im darauffolgenden Jahr ihre ganze Pracht entfalten können. Eine temporäre Pflanzung in Töpfe ist, wie in den Bildern zu sehen, natürlich auch möglich.

Und ein echter Hingucker ist die Sache ja allemaloder?!

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Bildquellen

  • DSC_0724_(1024_x_768): Christian Patzl
  • DSC_0726_(1024_x_768): Christian Patzl