Der Gärtner meint …
Gestern haben sie im Fernsehen gezeigt, was so die neuen Gartentrends sein sollen. Also die gewohnte Gartengarnitur tut’s nun nicht mehr und mit einer Heurigen-Garnitur schaut man auch ziemlich alt aus. Nun muss es eine „Gartenlounge“ sein, hell bepolstert und wenn möglich noch unter einem Baldachin – man will ja draußen mit dabei sein …
Grillen darf man ebenso nicht mehr, auch das ist schon nur mehr was für Gestrige. Jetzt braucht Mann/Frau unbedingt eine „Outdoor kitchen“ in Edelstahl mit Gaskocher und Räuchereinheit.
Und der Gipfel war die Aussage eines selbsternannten Gartenfutzis, dass du jetzt, wer hätte es gedacht, Sachen im Garten anbaust, die du dann auch essen kannst. – Einfach schier unglaublich – oder?! Da soll es dann auch Obst geben, dass man selber pflücken und essen kann. Märchenhaft sowas!
Nur anstrengen darf sich der Gartenliebhaber neuester Version nicht- dafür hat er den Rasenmähroboter (ebenso ein MUST HAVE). Das nur knapp 1000 Euronen teure Ding für alle (nur ziemlich ebenen) Rasenflächen, verrichtet bei nicht zu hohem Gras anständig sein Werk. Natürlich Wind darf es hier auch keinen geben, weil sonst fällt ein Ästchen von den Bäumchen ins wilde Grün und der Roboter gibt mit lauten Tatü seinen Geist auf – ohh Schreck, ich krieg ’ne Krise!!!
Also was bin ich froh, dass mir das sowas von g’stohlen bleib’n kann. Ich liebe meine gemütliche, nun schon in die Jahre gekommene Sitzgarnitur aus Holz. Sie wird immer wieder frisch lasiert, wenns an der Zeit ist. Wenn kaputt gegangene Teile ersetzt werden müssen, werden die in der Werkstatt von mir einfach angefertigt (→ tolle, entspannende Freizeitbeschäftigung!) Und unsere Heurigengarnitur mag ich auch nicht missen, zumal sich der Tisch herrlich zum Basteln, Umtopfen, etc. eignet – denn Gärtner sollen dies manchmal machen, hab ich mal wo mitgekriegt …
Sorry -ich verstehe mich als Gartenliebhaber – und da gehört ein wenig Anstrengung und Arbeit schon dazu. Denn nur dann macht das Gartl’n auch richtig Spaß. Und was gibt’s Schöneres, als an einem lauen Sommerabend draußen über dem Holzkohlenfeuer seine Sachen zu grillen, ein Bier oder Gläschen Wein zu trinken, in die Glut zu starren – in T-shirt und kurzen Hosen, vielleicht sogar barfuß? Und mit draußen meine ich wirklich draußen, nicht auf einem Teppich unter irgend einem Baldachin oder Zeltchen, das rasch verschmutzt und dann wieder als möglicher Sondermüll irgendwo landet.
Oder sollte ich mir doch das nächste Mal (ganz in 007 Manier) den Smoking anziehen und mich nur mit einem halb gefüllten Sektglas bewaffnet auf die, mit dem Handrasenmäher getrimmte, (bei uns nicht ebene) Wiese wagen, wo mir dann von freundlich Umsorgenden ein Häppchen auf den Pappteller serviert wird, das ich nachfolgend auf einer weiß betuchten Gartenlounge zu mir nehme? Und bitte Vorsicht, dass es keine Flecken gibt!
Na, ich weiss nicht …
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