Ich möchte hier einmal eine Lanze für den Gewöhnlichen Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) brechen. Diese an sich wunderbare Pflanze wird nur allzu oft in den Gärten wie die Pest verfolgt. Auch wenn man den Begriff „Löwenzahn“ in die Suchmaschine im Internet eingibt, erhält man als erstes Hinweise, wies sich dieses „Unkraut“ doch rasch und nachhaltig aus dem geliebten Garten entfernen lässt. Viele Gärtner stoßen sich an der Ausbreitung und an den tiefen Wurzeln die die Pflanze ausbildet – und an dem unschönen Bild, welches er angeblich dann im Rasen hinterlässt.

Gut, zugegeben, wer einen Englischen Rasen im Einheitsstil als optisches Objekt in seinem Garten wünscht, hat mit der Pflanze sicher seine Not. Doch kann man solches in normalen Hausgärten nur für überschaubare Flächenbereiche anstreben, denn man schafft damit eigentlich eine „Grüne Wüste“, die nur mit entsprechendem Einsatz von Arbeitskraft und Mitteln (Wasser, Sand, etc.) aufrecht zu erhalten ist. Dazu muss man schon ein gewisser Rasen-Freak sein, aber das soll es ja auch geben.

Dem normalen Gärtner würde ich anraten, sich mit dem Löwenzahn zu arrangieren und ihm gewisse Bereiche im Garten zuzugestehen. Denn die Pflanze ist weit mehr, als ein „Unkraut“. Wer sich besonders jetzt im Frühjahr Zeit nimmt und sie betrachtet, dem öffnet sich ein wunderbares Pflanzenbild. Vor sich sieht man dann die wertvolle Heilpflanze, die geschätzt und auch für gesunde Speisen aus der Wildkräuterküche sorgt. Als Wildpflanze ist Löwenzahn in den gemäßigten Zonen der gesamten nördlichen Erdhalbkugel verbreitet und wächst mit Vorliebe auf stickstoffreichen (Fett-)Wiesen, an Wegrändern und an Gräben – womit man ihn auch gut als Bodenzeiger verwenden kann.

Die medizinische Wirkung des Löwenzahn ist schon seit Jahrhunderten bekannt und findet vielfache Anwendung. Sein Ruf als „Pissnelke“, „Bettpinkler“, usw. besteht zurecht, denn er fördert die Gallensekretion und wirkt harntreibend und blutreinigend. Die Löwenzahnwurzel enthält in hoher Konzentration den Bitterstoff Taraxin. In den Löwenzahnblättern sind außerdem noch Gerbstoffe, Inulin, Cholin, Flavonoide, Vitamine und Mineralstoffe mit hohem Kaliumanteil vorhanden. Durch diese Zusammensetzung wirkt Löwenzahn stoffwechselanregend, harntreibend und daher auf den gesamten Körper entgiftend. Der Löwenzahn ist eine wirksame Naturarznei zur Entgiftung von Leber und Gallenblase. Außerdem regt er die Nieren zur Ausscheidung von Giften über den Urin an. Gallenblasen- oder Harnwegsbeschwerden können so gelindert und auch Gicht sowie Hautkrankheiten wie Ekzeme und Akne gemildert werden. Daneben soll sich innerlich angewendeter Löwenzahn positiv auf rheumatische Beschwerden auswirken. Tipps zum richtigen Erntezeitpunkt von Löwenzahn: Die Frühjahrswurzeln der Heilpflanze enthalten die meisten Bitterstoffe, im Spätsommer steigt der Gehalt an Inulin. Im September ist im Löwenzahn am meisten Taraxin enthalten. Das ist wichtig, da gesunder Löwenzahntee, Löwenzahnsirup oder Löwenzahnsaft aus den Wurzeln oder Blättern der Heilpflanze hergestellt werden.

Somit sollte der Löwenzahn seinen Platz in jedem Hausgarten finden, zumindest schon als gelber Farbtupfer in den Wiesen oder als Pusteblume zum Träumen, wenn man entspannt den Weg der fliegenden Samen verfolgt. Er hat es sich verdient!

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