Ausgeräumte Kulturlandschaft

Insektensterben – Trockenschäden – Klimaänderung

Die Anzahl und Vielfalt der Insekten sinken weltweit, Forscher gehen davon aus, dass seit etwa 100 Jahren ein weltweites Insektensterben im Gange ist. In den vergangenen drei Jahrzehnten ist der Schwund Studien zufolge besonders drastisch, hauptverantwortlich dafür dürfte die industrielle Landwirtschaft sein. Es darf daher kaum überraschen, dass der Insektenbestand auch in Österreich dramatisch zurückgegangen ist. Ernüchternde Zahlen nennt nun der „Insektenatlas 2020„: Demnach hat sich der Insektenbestand in Österreich seit 1990 um drei Viertel verringert.

Gleichzeitig sank deren Artenvielfalt in diesem Zeitraum um bis zu ein Drittel, heißt es in dem von der Umweltschutzorganisationen Global 2000 in Kooperation mit dem Naturschutzbund Österreich und der Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlichten Insektenatlas. Setze sich dieser Abwärtstrend fort, würden nicht nur insektenfressende Tierarten darunter leiden, auch markante Ernteausfälle wären die Folge, so die Autoren. Die ursprünglich vielfältige Landschaft sei eintöniger geworden, vor allem Feuchtgebiete seien verschwunden, berichten die Forscher. Siedlungen hätten sich auf Kosten der Kulturlandflächen ausgebreitet. Intensivierung von Futter- und Ackerbau hätten zu einer Verarmung der Wiesen- und Ackerhabitate geführt, insgesamt seien alle Pflanzengemeinschaften deutlich monotoner geworden. Wir haben kaum noch eine Vorstellung von der Pflanzenvielfalt, die es noch vor 50 oder 100 Jahren hier gegeben hat.

Dabei wäre es ein Leichtes, hier gegen zu steuern, würde hier ein Umdenken in der Landwirtschaft einsetzen. Sieht man sich Landwirtschaft anderswo, etwa als Beispiel England an, so fallen dort sofort die bepflanzten Feldraine auf, die so auch natürliche Rückzugsgebiete für viele Insekten und Kleintiere sind. Doch hierzulande herrscht vielfach die ausgeräumte Kulturlandschaft vor, „auf das ja kein Bäumlein sein Schättlein auf mein Feldlein werfe“. Und was sonst noch kreucht und fleucht auf weiter Flur wird mit der Chemokeule nieder gemacht. Zurück bleibt Ödnis, Felder und Landschaften die immer stärker austrocknen, weil der stetige Wind dem Boden die Feuchtigkeit entzieht bzw. die obersten Bodenschichten durch Winderosion weg trägt.

Englische Kulturlandschaft mit Hecken zwischen den Feldern

Seit Jahren zeigen auch die ausbleibenden Regenfälle drastische Auswirkungen. Viele Bauern beklagen, dass das nötige Nass vom Himmel immer öfter ausfällt und damit die Saat entweder gar nicht aufgeht oder nachhaltig geschädigt wird. Auch im Wein- und Obstbau bleiben die Erträge geringer, da die Pflanzen unter der nachhaltigen Austrocknung der Landschaft zu leiden haben.

Doch vor noch gar nicht so langer Zeit war die einhellige Maxime, die „sauren Wiesen“ trocken zu legen. Dabei wurde wenig darüber nachgedacht, wie sich das Ganze dann zeitversetzt auswirken würde, wenn der Landschaft nachhaltig die Wasserspeicher entzogen würden. Wo früher „unnütze feuchte Senken“ die Landschaft im wahrsten Sinn des Wortes bereicherten, findet man heute nur mehr eine Agrarsteppe vor. Versumpfe areale bis hin zu Tümpeln und ganzen Seen wurden trocken gelegt, weil die Gier auf noch mehr Agrarland nicht zu stoppen war. Die Rechnung bekommen wir nun heute präsentiert. Und meistens stellen sich dann die betroffenen Landwirte einer Renaturierung entgegen, weil sie „Besitzverlust“ bedeuten würde, obwohl sie am meisten davon profitieren würden. Hier muss umgehend umgedacht werden, von Landwirtschaft und Politik!

Des weiteren ist auch die CO2-Problematik und die damit verbundene Erderwärmung noch lange nicht vom Tisch. Laut einer Studie der ETH-Zürich könnten 2/3 der vom Menschen verursachten CO2-Emmission durch entsprechende Aufforstungen auf unproduktiven Flächen kompensiert werden. Hier könnten auch die neu zu schaffenden Feldraine ihren Beitrag leisten.

Man erkennt also, schon mit wenig Aufwand und kleinen Zugeständnissen an die Natur, könnte ein großer Mehrwert für ALLE geschaffen werden. Man muss es nur wollen!

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